2015-04-29 Deutschlandfunk, Cologne, Germany

From DM Live - the Depeche Mode live encyclopedia for the masses
Revision as of 21:14, 29 April 2015 by Angelinda (talk | contribs) (Created page with "==Notes== Journalist Marcel Anders went to Santa Barbara to interview Martin Gore about his new solo album for German media. Parts of his interview were published in Orkus mag...")
(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to navigationJump to search

Notes

Journalist Marcel Anders went to Santa Barbara to interview Martin Gore about his new solo album for German media. Parts of his interview were published in Orkus magazine, Sonic Seducer magazine, and Der Westen. Another part of the interview was aired on Deutschlandfunk, with Marcel Anders dubbing the interview into German. Below you can read a transcript of the German dub, taken from [Deutschlandfunk's website].

  • Duration: 3:57

Audio

Transcript

Als Hauptsongwriter von Depeche Mode hat Martin Gore in den letzten 35 Jahren alles erreicht, was eine Musikkarriere zu bieten hat. Einzig als Solist war der Brite nie so aktiv, wie er es gerne gewesen wäre - das soll sich jetzt ändern.

"Ich habe schon in einem frühen Stadium der Aufnahmen gemerkt, dass da ein futuristischer oder Sci-Fi-mäßiger Vibe ist – der mir sehr gefallen hat. Also habe ich ihn weiter verstärkt. Wobei es aber nicht so ist, als ob ich da ein großer Fan wäre. Ich mag einfach Klassiker wie "Blade Runner" und den entsprechenden Soundtrack dazu. Und ich habe einen 12-jährigen Sohn, der sich langsam für diese Filme interessiert. Deshalb haben wir uns vor kurzem "Terminator", "Blade Runner" und "Total Recall" angesehen."

Filme, zu denen das neue Album "MG" einen hervorragenden Soundtrack abgeben würde. Einfach, weil die 18 Stücke so atmosphärisch und stimmungsvoll sind, das sie das Kopfkino so richtig zum Glühen bringen. Und das mit Bildern von fernen Planeten, Aliens, Raumschiffen und intergalaktischen Schlachten, die problemlos ohne Text, geschweige denn Gesang auskommen. Für Gore, den erfolgsverwöhnten Komponisten, der mit Depeche Mode über 100 Millionen Tonträger verkauft hat, ein echtes Novum und eine willkommene Herausforderung.

"Wenn man konventionelle Songs schreibt, sind die Texte mit das Wichtigste – genau wie die Gesangsmelodie und der Gesang an sich. Verzichtet man aber auf diese Komponenten, ist es ein völlig anderes Biest. Da sind die Räume, die sonst mit Gesang gefüllt werden, plötzlich leer. Und insofern muss man die Aufmerksamkeit der Leute auf andere Weise gewinnen. Zum Beispiel mit der Kraft der Musik. Und Instrumental-Musik kann sehr kraftvoll sein."

Den Beweis für diese These liefert Gore gleich mit. Einfach, indem der 53-Jährige nicht nur mit starken Klangbildern, sondern auch durch stilistische Vielfalt glänzt. So stellt er harschen Industrial neben verspielten TripHop, Techno, sinfonischen Bombast und puren Minimalismus. Was genauso unterhaltsam ist, wie die kurzen, knappen Titel der einzelnen Kompositionen, die auf Namen wie "Elch", "Schlingpflanze", "Klinge" oder "List" hören.

"Ich habe meine Gründe, warum ich die Stücke so benannt habe. Aber für andere Leute ist es vielleicht nicht so offensichtlich. Was ja das Tolle an der Musik ist. Nämlich, dass man etwas hört und einen Titel liest - und damit die Fantasie beflügelt. Weshalb ich die Namen genauso wenig erklären möchte wie die Songs an sich. Denn seien wir ehrlich: Die Geschichten hinter den meisten Titeln sind viel banaler als man glaubt."

So sehr er sich sträubt, seine Kunst zu erörtern – hat sich der Besitzer eines Tonstudios in den Weinbergen von Santa Barbara erst einmal warm geredet, dann plaudert er aus dem Nähkästchen. Etwa, dass er mit der heutigen elektronischen Popmusik nicht viel anfangen könne, unter Kulturpessimismus leide und in der Instrumentalmusik eine Art Zuflucht erblicke. Sprich: Er könne sich durchaus vorstellen, noch mehr in dieser Richtung zu unternehmen und sogar komplette Filme zu vertonen – sofern er die nötige Zeit dazu findet. Was bei Depeche Mode aber nicht so einfach ist.

"Die Band arbeitet in einem 4-Jahres-Zyklus: Wir beenden eine Tour, gönnen uns eine Pause oder verfolgen ein Solo-Projekt, und dann geht es wieder ans Schreiben und Aufnehmen, gefolgt von der nächsten Tour. Insofern müsste so ein Filmprojekt genau in dem Moment anstehen, in dem wir mit einer Tour durch sind – dann könnte es funktionieren. Ansonsten wäre es viel zu kompliziert, das im Terminplan unterzubringen."